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»Buddies«, US 1985 [AIDS im Film #1]

Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Er dient unter anderem dazu Aufmerksamkeit für Betroffene zu generieren, für Aufklärung zu werben und Solidarität zu zeigen. Wie vertraut man mit der Thematik ist sehr unterschiedlich. Für Interessierte habe ich eine Liste aus fünf Filmen zusammengestellt, die sich mit HIV/AIDS auseinandersetzen. Den Anfang macht der erste fiktionale Spielfilm: »Buddies« von Arthur J. Bressan aus dem Jahr 1985. 

»AIDS is not a gay illness«

Filmbildung ist auch Bildung. So oder so ähnlich wird Arthur J. Bressan gedacht haben, als er sich daran machte den ersten fiktionalen Spielfilm über HIV/AIDS zu drehen. Er erlebte, wie viele Männer in seinem Umfeld erkrankten und starben. Die Pandemie, die zu dieser Zeit den Anfang nahm, schlug vor allem in den schwulen Communities der Großstädte wie San Francisco und New York ein. In der Politik wurde das Thema hingegen lange Zeit totgeschwiegen. Zuerst war AIDS kurzzeitig als »G.R.I.D«, Gay Related Immune Deficiency bekannt und wurde von Medien auch dementsprechend behandelt – als Krankheit, die nur eine Minderheit betraf. Bressan jedoch fand: AIDS geht uns alle an. Aus eigenen Mitteln finanzierte er, der er eigentlich vor allem als Regisseur von Pornofilmen bekannt war, sein Projekt, das er in fünf Tage schrieb und in neun Tagen fertig drehte.

»Buddies« eröffnet damit das eine Maschine eine Vielzahl von Namen druckt, die der Krankheit bereits zum Opfer gefallen sind. Im Film geht es um David, einen jungen schwulen Mann, der angesichts der AIDS-Krise in einem Spital den freiwilligen Dienst als Buddy antritt. Ihm wird der 32-jährige Robert zugewiesen, den er freundschaftlich betreuen soll. Die beiden können nicht auf Anhieb etwas miteinander anfangen. Im Gegenteil, David ist verwundert über den Zynismus, mit dem Robert mit seinem Gesundheitszustand umgeht. Auch die Tatsache wie offensiv Robert mit seiner Homosexualität und seiner Krankheit thematisiert ist David fremd. David sieht seine Homosexualität als Privatsache an und nichts, was politischem Engagement bedürfte. Über den Verlauf des Films entwickelt sich dann trotzdem eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden, aus der David verändert hervorgeht. Der Film schließt damit, dass er vor dem Weißen Haus zu sehen ist, ein Transparent in der Hand, auf dem zu lesen ist: America. AIDS is not a gay illness. It’s everybody’s problem. Release all the money for research and care.

 Under the Radar

Was aus heutiger Sicht – vor allem wegen des Labels „erster fiktionaler AIDS Film“ – geschichtsträchtig erscheint, fand damals kaum Beachtung. Joe Rubin, der an der Restaurierung des Films beteiligt war, bemerkte dazu in einem Interview: »It did a small [festival] run, but it really wasn’t released beyond that. The film was basically impossible to see from around the late 80s through now«. Zu Unrecht. »Buddies« zieht seine Kraft vor allem aus der nüchternen Erzählweise. Der Film spielt fast ausschließlich am Krankenbett und liefert damit einen sehr intimen Einblick in die Dynamik der beiden Protagonisten, die mit viel Feingefühl gezeichnet werden. Dazu muss man bedenken, dass er als erster fiktionaler Film, der AIDS thematisierte auch darum bemüht war, Gesichter hinter reißerischen Schlagzeilen zu porträtieren.

Ganz wirkungslos war der erste fiktionalen Spielfilm über AIDS dann aber zum Glück auch in den 80ern nicht. So ist er vor allem auch für die deutsche queere Geschichte nicht unbedeutend. Manfred Salzgeber lud den Film seinerzeit als Kurator nach Berlin. Als sich jedoch kein deutscher Filmverleih für »Buddies« fand, war er darüber so verärgert, dass er mit eigenen Mitteln zum Filmverleiher wurde. Die Edition Salzgeber ist nicht nur ein wichtiger Verleih für Queer Cinema im allgemeinen geworden, man widmete sich zudem im speziellen jahrelang Filme mit der AIDS-Thematik auch einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen.

Es war lange Zeit quasi unmöglich »Buddies« anzuschauen. The Bressan Project widmet sich der Restaurierung der Filme von Arthur J. Bressan und »Buddies« machte dabei den Anfang. Der Film wurde nicht nur in diesem Jahr während dem Pride Month in New York und San Francisco in Kinos gezeigt, er ist zudem als BluRay-DVD Kombo veröffentlicht worden

Die ganze Woche über veröffentliche ich Texte rund um das Thema HIV/AIDS. Morgen geht es weiter mit einer Filmbesprechung von »Longtime Companion« aus dem Jahr 1989.

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