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Summer and the City

© 2017 Naked Bike Ride Vienna DSC_0074 von János Korom, flickr.com / CC by 2.0.

© 2017 Naked Bike Ride Vienna DSC_0074 von János Korom, flickr.com / CC by 2.0.

Der Sommer macht mir Lust auf Sex. Das ist scheinbar wissenschaftlich nicht so leicht zu erklären, wie ich eigentlich gedacht hatte, denn der Mensch scheint als Wesen wirklich ganzjährig horny zu sein. Der Herbst gilt als „cuffing season“ – die Zeit, in der man potenziellen Partner*innen „Handschellen anlegt“, um nicht alleine überwintern zu müssen. Geht man danach, wann die meisten Kinder geboren werden, so erfährt man, dass die Zeugung vor allem im Winter stattfindet. Das darauffolgende Frühlingserwachen ist gemeinhin bekannt, wenn wir alle nach einem langen Winter nach unserer Dosis (Vitamin) D (ich hoffe irgendjemand hat diesen Wortwitz lustig gefunden) trachten und beim Verlassen des Hauses ganz überwältigt davon sind, wie die Natur zu erblühen beginnt. Der naheliegendste Grund für erhöhte Lust auf Sex in den Sommermonaten liegt womöglich in knapper Kleidung und der vielen nackten Haut, die wir zu Gesicht bekommen. Nach einer langen Durststrecke aus Wintermänteln und dicken Schals, bieten kurze Hosen und Tanktops schöne Anblicke. Auch ich schiebe mein sexuelles Verlangen darauf, sodass ich mir diesen Sommer die Frage stellte:

Was tun mit der ganzen überschüssigen (sexuellen) Energie?

In diesem Sommer habe ich es irgendwie geschafft einen neuen Kleidungsfetisch zu entdecken: Radlerhosen. Ich habe immer schon sowohl enganliegende Kleidung, als auch elastische Stoffe als anziehend empfunden; zwei Dinge, die Lycraradlershorts perfekt miteinander vereinen. Die wenigen Menschen, mit denen ich diese Info geteilt habe, stimmten entweder zu („Wenn ein schöner Mann Radlerhosen trägt, dann ist das schön“), oder reagierten mit kompletter Ablehnung („Bah, wie kannst du nur?!“).

Dadurch, dass ich mir vom Geld, dass ein Wiener-Linien-Semesterticket gekostet hätte, ein gebrauchtes Rennrad gekauft habe und meine innerstädtischen Wege diesen Sommer damit bestritten habe, sah ich glücklicherweise in diesem Jahr auch viel mehr Männer in dieser hübschen Montur. In Kombination mit der gesteigerten Ausschüttung von Hormonen (Melatonin? Oder Serotonin? Ich gebe jedenfalls den vielen Sonnenstunden die Schuld!) bedeutete das aber vor allem eins: Ich war quasi dauerhaft horny. Als ich dann eines Tages auf dem Rückweg von meiner Arbeit einen Fahrradpolizisten in kurzer Lycrashorts sah, der augenscheinlich ein riesiges Gemächt hatte, entschied ich, dass ich etwas gegen meine Geilheit würde tun müssen. Dass ich tatsächlich auf einen etwas älteren Mann im Internet stieß, den eines seiner GayRomeo Fotos bei einem Mountainbiketrip zeigte, wertete ich als Wink des Himmels und so begann ich zu planen.

Der Name des Auserwählten war Alex. Er war Ende Dreißig, nett anzusehen, mit klitzekleinem Bauchi und leicht muskulösen Armen ausgestattet, er hatte eine Halbglatze und leicht eingegrautes Haar (das, was eben noch da war). Auch er schien an einem zwanglosen Treffen interessiert zu sein. Jetzt galt es möglichst zwanglos eine Kleiderordnung zu verlautbaren, damit ich endlich meinem Fetisch würde frönen können. Alex war zum Glück diesbezüglich kein Spielverderber. Er hörte angeregt zu, als ich meine Phantasie für ein mögliches Treffen schilderte und stimmte ein.

An einem Samstag war es also soweit. Alex kam auf seinem Mountainbike für einen Zwischenstopp vorbei geradelt. Er klingelte und ich kam nach unten zu unserer Haustür – ebenfalls in Sportgewand gekleidet. Wie abgesprochen nahmen wir mitsamt seinem Fahrrad den Lift ein Stockwerk tiefer in den Hauskeller. Ich betätigte den Lichtschalter und wir traten zusammen ein. Das Schöne an meinem Keller ist, dass er sehr groß und sehr verwinkelt ist. Um zwei Ecken gegangen, sagte ich ihm, dass er sein Rad einfach an der Wand anlehnen könnte. Wir standen nun vor meinem Kellerabteil und offensichtlich hatte ich keine Zeit zu verlieren, denn ich fing ziemlich sofort an, die Innenseite seiner Lycrashorts zu streicheln. Auch er kam sehr schnell in Stimmung, so spürte ich wie er von meinen Berührungen gleich hart wurde, sodass sich durch den elastischen Stoff eine dicke Beule abzeichnete. Es war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Tagsüber ist im Keller nur wenig los, so dass wir genug Zeit haben würden einander Befriedigung zu verschaffen. Und selbst wenn jemand hereingekommen wäre, wäre genug Zeit geblieben den Anschein zu erwecken, wir seien bloß im Keller, um ein Fahrrad aus dem Abteil zu holen. Gut, zugegeben – die erigierten Penisse hätten sich nicht so leicht in den alles enthüllenden Sporthosen verstecken lassen, aber wo bleibt der Spaß, wenn man es nicht auch mal ein bisschen drauf ankommen lässt.

Ich ging in die Hocke und liebkoste Alex Eichel mit meiner Zunge durch den Lycrastoff hindurch. Sein Penis pochte immer wieder und auch ich war mittlerweile steinhart. Dann zog ich seine Radlershorts ein wenig herunter und begann ihn zu blasen, bedacht jedoch darauf, dass er seine Montur im Allgemeinen anbehielte. Er stöhnte auf, nahm meinen Kopf in seine Hände und stieß langsam mit seinem Unterkörper vor und zurück. Ein paar Mal brachte er mich leicht zum Würgen, wenn er ein wenig zu tief in meinen Mund drang. Dann bedeutete er mir wieder aufzustehen und erwiderte die Gefälligkeit; ebenfalls auf die Knie gehend und mich oral verwöhnend.

Als ich merkte, dass ich kurz vorm Höhepunkt war, gab ich ihm ein Zeichen und er wichst mich fertig. Als ich (laut stöhnend) kam, spritzte quer über den Kellerboden. Dann legte ich auch bei ihm nochmal Hand an, bis auch er sich keuchend ergoss. Er lachte kurz auf und schaute mich an. Es kommt mir so vor, als wollte sein Blick mir sagen, dass er ziemlich zufrieden mit sich ist. Und zufrieden mit mir und damit, wie ich ihn gerade fertiggewichst habe.

Das war es auch schon. Er verabschiedete sich und nahm mit seinem Rad wieder den Lift nach oben. Es war ein kurzes Vergnügen, genau so, wie ich es geplant hatte. Ein Rollenspiel, als sei er bei seinem Bikingtrip nur mal eben vorbeigekommen, um sich Erleichterung zu verschaffen. Aber auch ich bin ziemlich erleichtert – jetzt, da ich mich meinem neuen Fetisch ergeben und ein sexuelles Erlebnis mit jemandem in Fahrradshorts hatte. Als ich mit einem Taschentuch die gröbsten Spermaflecken am Boden abgewischt hatte und darüber ins Nachdenken kam, was gerade passiert war, konnte ich noch nicht ahnen, dass dies erst der Anfang eines Sommers war, der eine Vielzahl von spontanen Sextreffen für mich bereithielt. Weil es die warmen Monate im Jahr sind, die mich geil machen; viel mehr noch, als das eine „cuffing season“ oder ein kuschliger Winterabend zu erreichen vermochte. Und dass das so ist, daran werden die Spermaflecken am Boden vor meinem Kellerabteil mich wohl noch länger erinnern.

Vielen Dank fürs Lesen meines kleinen, feinen Blogs. In meiner Kolumne beschäftige ich mich mit schwulem Großstadtleben und streife dabei die Themen Dating, Sex, Beziehung und Szene. Ich wünsche viel Freude beim Stöbern und einen schönen Tag!

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